Last Update
Dec 15, 1999
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Personality
Jens Heidrich
Alexander Dreyer
Wegbeschreibung

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University of California
in Berkeley


Der ultimative Reisebericht von Alexander:
Tales from the sunny side of the planet

Part III:

    Wie schon gesagt, nach langem Suchen hatte ich ein Zimmer bei einer netten Deutsch-amerikanischen Familie gefunden. Abends am 30. August packte ich meine sieben (oder auch acht) Sachen im Hotel zusammen und schaffte alles mittels eines grünen Yellow Cabs nach Albany rüber. Ich zog aber noch nicht entgültig ein, sondern verbrachte noch eine letzte Nacht im Hotel, um am nächsten morgen die Zimmerschlüssel abzugeben. Gleichzeitig war das meiner Vermieterin nur recht, da ihr letzter Mitbewohner gerade erst ausgezogen war und sie so noch ein wenig Gelegenheit bekam das Zimmer herzurichten. Am nächsten Tag brachte ich die Uni ungewöhnlich schnell hinter mich und hatte daher Gelegenheit mich endlich irgendwo häuslich niederzulassen. Ich verteilte die Wäsche aus den am Vortag eilig zusammengepackten Koffern in dem sehr geräumigen Kleiderschrank und meine Textbooks in Regal (ebenfalls sehr geräumig). Nach einer Weile rief mich denn dann die Natur dorthin, wo sie einen immer alle 6-8 Stunden ruft, ins Badezimmer. - Ah, war das ein Gefühl! Endlich ein Badezimmer, das man nur mit drei Leuten zu teilen hatte! Im Hotel hatte ich nur Etagendusche und -klo, was ich mir also mit ungefähr 15 Leuten zu teilen hatte. Und nicht jeder entfernte dort seine eigenen Verstopfungen selbst. Das Zimmermädchen kam einmal die Woche, obwohl ich seltsamerweise in den ganzen 2 Wochen nie etwas davon bemerkte. Ich weiß nicht, wie oft dort also die Nasszelle geputzt wurde.
    Endlich bei "meiner" Familie angekommen, kostete ich also den ersten schönen Moment im Bad seit zwei Wochen vorzüglich aus und dann kam was kommen musste: Ich war fertig. Ich stand also auf, lehnte mich vielleicht ein wenig zu weit nach links und dann machte es Kracks. Kracks? Was hieß jetzt Kracks? Ich beeilte mich fertig zu werden und dann sah ich die Bescherung. Die Klobrille war gebrochen. Entsetzt gestand ich abends mein Missgeschick. Nundenn, ein neuer toilette seat wurde gekauft und die Sache war schnell wieder vergessen. (Natürlich nicht völlig vergessen, als zwei Wochen vor meinem Abflug ein Klappstuhl unter mir zusammenbrach, erinnerte mich Ted noch einmal an die alte Geschichte.)
    In den nächsten Tagen, ging meine Freizeit dafür drauf, die mir zur Verfügung gestellten Ecken in Kühl- und Küchenschrank mit Lebensmitteln zu füllen und Büromaterialien zum studieren zu besorgen. Natürlich sind in den Vereinigten Staaten weder Din A4-Blöcke noch Zweilochlochung üblich. Wenn ich also nachdem der College-Block, den ich mitgebracht hatte, leer war, nicht auf eine Lose-Blatt-Sammlung umsteigen wollte, musste ich mich frühzeitig umstellen. Ich kaufte also einen Ordner für Dreilochgelochtes (sollten später noch mehr werden) und einen 3 hole puncher. bei letzterem entschied ich mich für ein etwas bessers Modell. Einen Locher also, mit dem ich mehr als ein halbes Blatt auf einmal lochen konnte. Bei den Blättern war das nicht ganz so einfach. Ich war aus Deutschland gewöhnt auf karierte Blätter zu schreiben. Quadrilles sind hier nun aber leider fast völlig unbekannt. Ich hatte entweder Unsummen für die Karos zu bezahlen oder kaum einseitig beschreibare Ingenieurspapiere zu verwenden. Den einzigen annehmbaren Block, den ich fand, war ungelocht. Ich hatte einen Locher, ja, aber ich wollte nun auch nicht JEDES Blatt, das ich beschrieb, lochen müssen. Also musste ich mich - abermals meine Gebiss maltretierend - für liniertes Papier entscheiden. Aber während DIN A4 gleich DIN A4 ist ( und = 2X DIN A5 und = 4X DIN A6...), ist letter format nicht gleich letter format. Jede Firma scheint hier ihre eigenen Abmessungen zu produzieren. Das führte manchmal sogar so weit, dass ich das ein oder andere Blatt eben doch nochmal neu lochen musste, weil es sonst nicht mit den anderen übereingestimmt hätte.
    Inzwischen hatte ich mich ein wenig eingelebt. Ted führte mir stolz sein Aquarium vor und nahm mich sogar einmal zum Fischhändler mit (der für Zierfische, nicht der auf dem Fischmarkt). Im nächsten Wochenende gaben Ted und Ute ein Barbeque. Ich wurde auch eingeladen und besorgte ein paar schöne ribbon steaks. Ich legte sie mit Pfeffer und Salz, Paprika und Knoblauch in Essig und öl ein. Sie gelangen recht gut auf den Kohlegrill, war allesdings kein Idar-Obersteiner Spießbraten. So wurde mir schon sehr früh bewusste, was ich nach diesem Semester am meisten vermissen sollte. Es war ein 300-400gr Stück Schweine oder Rinds, zwei Tage in Pfeffer und Zwiebeln eingelegt. Auf der Party lernte ich ein paar Nachbarn und Freunde von Ute und Ted kennen. Ein paar würde ich zwar niemals wieder treffen, andere wiederum kamen fast täglich vorbei. Ich probierte sehr viele typisch amerikanische Gerichte, darunter auch einen sweet potatoe pie. Es erinnerte mich im Geschmack eher viel mehr an einen russischen Apfelkuchen, als an Kartoffeln, nur ein wenig weniger säuerlich. Natürlich fragte ich nach dem Rezept. Falls ich in Deutschland einmal Süßkartoffeln bekomme, werde ich auch versuchen ihn einmal nachzubacken. Leider laufen Süßkartoffeln bei uns ja unter Delikatessen. Als ich das dem "Bäcker" erzählte, war er durchaus überrascht, da sie hier zum täglichen Leben gehören. Insgesamt war das BBQ ein gutes warming up mit den Leuten in der Straße.
    In den darauffolgenden Wochen hatte ich wirklich viel für die Universität zu tun. Die Kurse, die ich belegt hatte, hatten ausnahmslos ein hohes Niveau. Das war gut so. Ich war schließlich nicht hier, um mich zu vergnügen. Dennoch hatte ich ein wenig Zeit, um mit den Haustieren der Familie vertraut zu werden. Sie hatten - wie Ute einmal sagte - die ganze Nahrungskette im Haus. Da waren die Fische, die Vögel, Cheesy und Chocolate, die Mäuslein und - last but not least - zwei Katzen. Pravda, zum einen, die Katze, die sich um die ANDEREN Mäuse kümmerte (Auch wenn sie manchmal den Unterschied zwischen guter Maus und böser Maus nicht ganz verstand und den Käfig der Hausmäuse belauerte) und Mumu. Pravda - benannt nach der russischen Zeitung ("Die Wahrheit") - war also die elegante sportliche schwarze "Arbeits"katze und Mumu, nunja, Mumu war die Schmusekatze. Mumu - bayrisch für Muschi, wenn auch in einem geringfügig anderem Zusammenhang - ist eine dieser sehr haarigen amerikanischen Züchtungen. Irgendetwas in ihrem Stammbaum hatte wohl nicht so ganz hingehauen und ihr zwei verschiedenfarbige Augen beschert. Das gefiel dem Züchter wohl nicht und er hatte sie ins Tierheim gegeben. Diese Augen gaben ihr oft etwas sehr putziges, manchmal - z.B. wenn sie am Vogelkäfig lauerte - aber auch etwas diabolisches. Die beiden Katzen mochten sich nicht besonders und so waren sie selten in einem Raum beisammen zu finden. Sollte ein unglücklicher Zufall sie doch zusammenführen, so würden sie sich anfauchen und ein Kämpfchen andeuten und eine der beiden würde verschwinden. Der Ausgang eines solchen Kapfen wäre unberechenbar gewesen. Zwar ist Pravda die eindeutig wendigere und stärkere, doch Mumu hatte mehr Masse. Mumu war "meine" Katze. Während ich zu Pravda zunächst keine enge Beziehung aufbauen konnte, kam Mumu immer zu mir, um zu schmusen und sich um meinen Schoß oder meine Bücher zu legen. In der Hinsicht war Mumu immer ein rechter Teufel. Kaum hatte ich ein Buch aufgeschlagen, so benutzte sie es schon als Matraze. Natürlich nur solange, bis ich an einem anderen Buch arbeite oder gar etwas als ein Blatt aufschrieb. Aber nach einer Weile hatte ich den Trick raus, sie in meine Schublade mit Schmierpapier zu locken. Mumu liebte enge gemütliche Eckchen. Von nun an belagerte sie regelmäßig meine Schreibtischschubladen, Regalböden oder auch einfach mich. Wenn es eine Gelegenheit gab, legte sie sich auf meinem Bauch und schlief ein. Leider war das nicht immer einfach nur hinlegen und einschlafen, sondern erst einmal 5 Minuten Michtritt. Einmal brachte sie es sogar fertig, bei ihrer Treterei sich in meine Jeans festzukrallen. Und sie kam mit einer Kralle (linker "Daumen") nicht mehr raus. Ich war eigentlich in Eile, und wollte sie so schnell als möglich loswerden, doch wir kamen nicht voneinander los. Ich versuchte ihre Kralle aus dem Denimstoff zu ziehen, doch sie verstand nicht, dass ich ihre helfen wollte und fauchte und kratzte. Wan nun? Wan tun? Ich musste los. Kurzentschlossen zog ich die Hose aus, um sie ihr zu überlassen. Dabei war ein kein Gutes Gefühl mit offener Hose vor einer fauchenden und jammernden Katze zu stehen. Im selben Moment kam sie frei, zog beleidigt von dannen und ich konnte mich endlich aufmachen - nachdem ich die Hose wieder angezogen hatte. Mumu war allerdings intelligenter als man meinen sollte. Sie liebte meinem Schrank. Ich erwischte sie ein paar Mal, als sie darin - gut versteckt unter Papiertüten - schlief. Es wunderte mich ein wenig. Ich hatte wohl die Schrank Tür offengelasssen. Und das gleich mehrmals? Ich beschloss also eines Morgens, bevor ich zur Uni aufbrach, die Schiebetür ganz bewusst zuzumachen. Als ich mittags zurückkehrte, war die Tür einen Spalt offen und - Oh Wunder! - darin schlief eine Katze! Mumu hatte herausgefunden, dass es am unteren Ende der Schranktür eine kleine Ritze gab, in die ihre Pfote genau hineinpasste. Dann fingerte (oder krallte) sie solange daran rum, bis die Schiebetür so weit aufsprang, dass ihr Kopf durchpasste. Und wo der Kopf durchpasst (alte Haustierregel!), da passt auch die ganze Katze durch. Ich hatte tatsächlich einmal die Gelegenheit sie dabei zu beobachten. Nach einer Zeit gab sie den Schrank allerdings auf, da ich zu viel Krimskrams darin "geparkt" hatte, und es daher dortdrinnen nicht mehr so gemütlich war.
    Inzwischen hatte ich ich Felix, den Sohn von Ute und Ted kennengelernt. Er war sieben Jahre alt und ging in die erste Klasse, der nahegelegenen Grundschule. Neben dem Zuhören von Geschichten, die ihm seine Eltern jeden Abend vorliesen war Pokemon eine seiner liebsten Beschäftigungen. Ich habe es nie so ganz verstanden, doch es geht wohl darum, irgendwann einmal alle dieser Sammelkarten zu besitzen. Dann (oder auch, wenn man noch nicht ALLE Karten besitzt) kann man damit spielen. Es sind also trading UND gaming cards. Aber ich will hier auch nichts falsches sagen, denn ich habe es nicht ganz verstanden. Ich bin wohl mittlerweile ein wenig zu alt und habe ein paar ziemlich wichtige Sachen nicht mitbekommen.
    Im September kündigte sich Besuch an. Utes Mutter aus Deutschland würde kommen und vier Wochen bei und verweilen. Mit Omi lernte ich also noch ein weiteres Mitglied der Familie kennen. Doch davon ein anderes Mal.

    Lesen Sie das nächste mal:
    • Alexander lernt Omi kennen.
    • Die Super-Salat Anekdote.
 
mailto: Alexander Dreyer mailto: Jens Heidrich