Last Update
Dec 8, 1999
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Personality
Jens Heidrich
Alexander Dreyer
Wegbeschreibung

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University of California
in Berkeley


Der ultimative Reisebericht von Alexander:
Tales from the sunny side of the planet

Part II:

    Kurz vor Vorlesungsbeginn gab es eine verpflichtende Einführungsveranstaltung für die internationalen Studenten. Ein integraler Bestandteil war das Anfertigen der Studentenausweise mit den Photos der neuen Studenten, ein anderer war Aufklärung. Nach der Begrüßung durch Offizielle der Universität, richtete ein Officer des University of California Police Department seine Stimme an uns. Er machte uns darauf aufmerksam, dass Berkeley, wirklich ein sehr, sehr sicherer Ort sein, aber dass es selbst auf dem Campus einige dunkele Ecken gäbe, die man nachts meiden sollte. Um größeren Schaden zu vermeiden, sollte man immer nur 60-70 Dollar mit sich herumtragen.
    Man kann sich vorstellen, wie unangenehm ich mich dann fühlte, als ich wenig später mehrere HUNDERT Dollar aus dem nächsten ATM zog, um sie meiner Vermieterin als Anzahlung und Kaution zu bringen. Immer kleine Beträge abzuheben war für mich auch keine so gute Idee. Um an Geld zu kommen, benutzte ich nämlich meine deutsche Kreditkarte. Damit in einem Geschäft zu bezahlen war nicht nur unheimlich praktisch, sondern ist die billigste Möglichkeit Geld ins Ausland zu bringen, das lediglich 1% Auslandseinsatz zu dem Bezahlten Betrag hinzuaddiert wird. Daheim bucht meine Hausbank den Betrag dann einfach nach dem aktuellen Devisenumtaushkurs von meinem DM-Konto ab. Nicht so am Geldautomaten. Hier schlägt das Kreditkartensystem bei mir voll mit mindestens 10 Märkern zu (oder 2%, was auch immer mehr sei). Dieses kann man umgehen, wenn man stattdessen seine handelsübliche Eurocheque-Karte mit nimmt. Hier fallen lediglich Gebühren von 3-4 DM an. Leider hatte mir meine Bank daheim fälschlicherweise mitgeteilt, EC-Karten wären in den USA vollkommen nutzlos. Das ist mehr als falsch. überall, wo die amerikanischen Karten für Geldautomaten - die sogenannten ATM-Cards - angenommen werden, wird auch die EC-Karte angenommen. Dies alles wusste ich leider bei meinem Abflug noch nicht, und die EC-Karte blieb sicher verwahrt daheim.
    Also kam ich auf die Idee einfach in Kalifornien ein Konto zu eröffnen. Dies war leichter gesagt als getan. Bei der Einführungsveranstaltung der Uni hatte man uns ein "Handbook for international Students" ausgeteilt. Hier war beschrieben, wie man denn einen bank account kommt. Eine Bank in der Telegraph Ave. sollte sich angeblich sehr gerne den ausländischen Studenten annehmen. Also machte ich mich in der nächsten Woche in die Telegraph, um mich bei dieser amerikanischen Bank vorzustellen. Ohne Namen nennen zu wollen, es war die amerikanischste aller Banken, um nicht zu sagen, DIE Bank von Amerika. Die Schlage am Schalter für "new accounts" war nicht sehr lang und als ich an der Reihe war erklärte ich dem Angestellten in meinem besten - immer noch recht holprigen - Englisch, dass ich ein Gaststudent sei, der ein Konto eröffnen wollte.
    "So, where are you from?", fragte mich ein sehr freundlicher, vielleicht ein wenig schelmig grinsender, Amerikaner.
    "Oh, I'm coming from Germany, I just arrived last week and I ..."
    "Sorry, German cannot open accounts here."
    "Pardon me?", sagte ich mit dem entsetztesten Gesichtsausdruck, denn man sich nur vorstellen kann.
    "Hey, Sir, I'm kidding. All you need is a Social Security number!"
    Man stelle ich einen scherzenden Bankangestellten in der Deutschen Bank oder der Dresdner vor! Den "lustigsten" Moment in einem deutschen Geldinstitut bereitete mit einmal ein Kassierer der Stadtsparkasse Kaiserslautern, als er mein Strafmandat, das ich bei ihm bezahlte mit einem "Ein Knöllchen in Ehren kann niemand verwehren!" kommentierte. Very funny, ha ha! Immer noch ein wenig von diesem unerwarteten Scherz verunsichert, erkundigte ich mich schließlich nach dieser Sozialversicherungsnummer. Ich kannte sie ja nur aus amerikanischen Filmen und da hat man den Eindruck, als ob sie jeder U.S.-Amerikaner direkt bei der Geburt zugeteilt bekommt und bis ins Grab und darüber hinaus dann auch behält. Wo bekam ich die denn nun her? Mein Scherzender Bankangestellte gab mir eine Telefonnummer der entsprechenden Berhörde, wo ich näheres erfahren sollte. Ich machte mich als abermals auf den Weg zum nächsten Public Pay Phone. Die Dame and der anderen Seite der Leitung war sehr freundlich, als ich mich danach erkundigte, wie ich das denn nun bewerkstelligen sollte, mit dieser Sozialversicherungsnummer. Wir redeten ein wenig darüber, wie denn mein Status als Student und als Visuminhaber sei und kamen schließlich zu dem Ergebnis, dass ich einfach nicht dazu berechtigt war, eine solche Nummer zu beantragen. Es gäbe zwar die Möglichkeit sich sich so etwas ähnliche wie diese Nummer geben zu lassen, aber niemand konnte mir sagen, ob das der Bank ausreichen würde. Außerdem würde der Antrag mehrere Wochen dauern. So lange konnte ich nun wirklich nicht waren.
    So hatte ich nun nahezu einen ganzen Nachmittag verplempert und immer noch kein Konto eröffnet. Ich schlenderte nachdenklich und zähneknirschend die Durant hinunter, Richtung Downtown Berkeley. Dabei war Zähneknirschen eigentlich etwas, was ich mir auf dringenstem Anraten meiner Zahnärtztin abgewöhnen sollte. Manchmal zermahlte ich mir nachts meine Zähne derart schlimm, dass sie mir eine Beißschiene verschrieb. Diese hatte ich nachts zu tragen und tagsüber sollte ich gefälligst aufhören an Bleistiften und Füllfederhaltern zu kauen. Diese Beißschiene sah aus wie eine Kreuzung zwischen einer Zahnspange und diesem Mordsgerät, das die Boxer bei ihren Kämpfen tragen. Und so fühlte es sich auch an. Jahre nachdem ich die letzte Zahnspange abgelegt hatte kam so wieder neues Leben in meine alte Reinigungsdose. Mein Bruder fand das sehr lustig und ungefähr 3 Tage nachdem ich meine erste Schiene bekommen hatte klebte er ein Etikett auf den Reinigungsbehälter mit einer Aufschrift, die da lautete "Knirschie". Das Etikett war mittlerweile abgefallen, der Name ist aber seither geblieben. Leider hatte ich mein Knirschie daheim in Deutschland gelassen. Fleißig wie ich war, hatte ich es am Tag, bevor ich abgeflogen war angezogen, morgend in seine Dose gespuckt... und dann vergessen. Sobald ich meine Zimmer unter Dach und Fach hatte, machte sich beim Vater daran, mir mein Knirschie zu schicken. natürlich versichert und als Premium-Paket. Doch während später allerlei Wichtiges und Unwichtigen von meiner Familie und Freunden in wenigen Tagen den Weg über den großen Teich machten, benötigte mein Knirschie geschlagene drei Wochen. Ich würde das nächste mal meiner Zahnärztin einiges zu erklären haben...
    Da wanderte ich nun, ohne Knirschie und Sozialversicherungsnummer durch ein fremdes Land, auf der Suche nach einem Konto, als ich den Schriftzug einer Kalifornischen Bank entdeckte. Ich trat ein, und erklärte einer sehr freundlichen jungen Frau mein Problem. Hier war es plötzlich kein Problem, dass ich keine Sozialversicherungsnummer hatte. Die wäre ja bei Ausländern nicht üblich, meinte sie. Ich hätte mich nur mit "two kinds of ID." auszuweisen. Ich gab ihr fünf. Reisepass, Personalausweis, zwei Studentenausweise - meinen deutschen und den frischen amerikanischen - und meine Kreditkarte, die freundlicherweise ein Photo von mir trug. Sie akzeptierte die beiden aussagekräftigsten Ausweispapiere, den Reisepass und die Kreditkarte.
    Dabei ist es gar nicht so trivial, einen Reisepass als "Proof of Identity" in den USA anerkannt zu bekommen. Das einnert mich an eine Geschichte, die Dave einmal erzählte. Dave ist die gute Seele von Evans Hall, dem Gebäude auf dem Campus der Universität, in dem das Department of Mathematics gelegen ist. Dave ist so etwas wie ein Hausmeister-Hausverwalter-Materialwart und Vorarbeiter für die damalige Renovierung von Evans Hall. Als Veteran hat er in Vietnam gekämpft und war in Landau "in the Pfalz" stationiert, wo er auch eine zeitlang mit einer Deutschen verheiratet gewesen war. Heute ist er nicht mehr ganz so sportlich wie früher und trägt lange graue Haare, die er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat und einen grauen Vollbart. Er war (nach der Sekretärin des Gaduiertenbüros) die erste Person im Mathematics Department, die ich und die anderen deutschen Studenten, die aus aus Kaiserslautern gekommen waren kennenlernten. Wir kamen zu ihm, um uns nach einen Computeraccount zu erkundigen. Er richtete die Accounts für uns ein und erklärte und abermals, dass wir an einer sehr sicheren Uni seien (und außerdem der weltbesten), dass man dennoch die eine oder andere Ecke in der Dunkelheit meiden sollte. Viel passierte nicht, aber: "I never take chances,", meinte er.
    Wenig später erzählte er, dass es ihm einmal unmöglich gewesen ist, einen Scheck einzulösen, weil er "nur" seinen Passport dabei hatte. Der Bankangestellte hätte so etwas wie einen Pass wohl noch nie gesehen und wollte seinen Führerschein sehen. Dabei sei doch ein Passport ein viel besserer Beweis der Identität als ein Führerschein. Tatsächlich haben viele Amerikaner aber noch nie einen Pass gesehen. Man kann schließlich Tausende von Meilen fahren, ohne jemals an eine Grenze zu kommen. Normalerweise besäße man hier nur einen ID, das äquivalent zu unserem deutschen Personalausweis.
    Mein Bankbesuch hingegen ging nun recht schnell von statten. Binnen weniger Minuten hatte ich einen Checking und einen Saving account eröffnet, also Girokonto und Sparbuch. Ich bekam einen ersten Satz von 10 Schecks mit, dem wenige Tage per Post 250 andere folgten. Alle ordentlich beschriftet mit meinem namen, meiner Kalifornischen Adresse und der Nummer meines Reisepasses. Letzteres machte mir wiederum einmal Probleme. Auf Anraten des schon erwähnten Officers vom UCPD trug ich nämlich den Pass nicht mit mir herum, sondern nur den Personalausweis. Natürlich passierte es gegen Ende meines Auslandsaufenthaltes, dass ein Verkäufer Fragen stellte, warum die Nummern nicht übereinstimmten. Aber ich hatte ein wenig mehr Glück als Dave - dieser Verkäufer verstand, als ich ihm den Unterschied zwischen einem Passport und einem "German Personalausweis" erklärte. Er schrieb sich wohl auch nur zur Sicherheit die Nummer meines Ausweises ab.
    Wenige Tage nach dem Abenteuer der Eröffnung eines Bankkontos zog ich schließlich bei Ute und Ted in ihr freies Zimmer im Erdgeschoss ein. Die Schecks warteten dort schon auf mich.

    Lesen Sie das nächste mal:
    • Alexander lebt sich bei "seiner" Familie ein und lernt Omi kennen.
    • Die Super-Salat Anekdote.
 
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