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Dec 8, 1999
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Jens Heidrich
Alexander Dreyer
Wegbeschreibung

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University of California
in Berkeley


Der ultimative Reisebericht von Alexander:
Tales from the sunny side of the planet

Part I (of MMMXXVVLLLIIIMMLCVIIII):

    Langsam geht mein Studienaufenthalt hier in Berkeley, Kalifornien doch dem Ende zu. Jetzt sind schon vier Monate rum und die letzten Wochen des Semesters sind noch reichlich angefüllt mit noch abzugebenden Homework-Sheets und einem großen Final Exam. Ich hatte wirklich keine schlechte Zeit hier.
    Als ich vor einem Semester hierherkam, kam ich eigentlich nur, um Mathematik in Ausland zu studieren. Gefunden habe ich aber unendlich viel mehr. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bietet noch ein wenig mehr als bloß Vorlesungen auf hohem Niveau.
    Die Zeit ist wirklich an mir vorbeigerast. Ich wollte noch viel, viel mehr erleben. Aber das Studium holt einen immer wieder pünktlich zur Abgabe des nächsten Exercise-Sheets wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich habe die Bay Area, in der Berkeley ja gelegen ist, recht gut kennen gelernt. Die Leute hier sind sehr freundlich und man sagte mir, es sei die Gegend in den Vereinigten Staaten, die am europäischsten geprägt sei. Leider ist sie auch die teuerste Region in den USA, von New York City einmal abgesehen. Und daher musste trotz einem kleinen Stipendiums für diesen Aufenthalt doch ein ganzer Batzen meines Ersparten dran glauben. Leider bestätigte sich meine nicht ganz ernstzunehmende Hoffnung nicht, dass mein Bausparvertrag daheim plötzlich anfangen würde, 4-stellige Gewinne abzuwerfen. Oft bezahlt man hier genausoviel wie daheim, nur leider in Dollarn und nicht in Märkern. Zwischendurch hat der Dollar außerdem wieder kräftig angezogen, so dass man gut und gerne 2 Mark pro Dollar rechnen kann. Dennoch glaube ich, dass meine Zeit hier eine sinnvolle Investition in die Zukunft gewesen ist.
    Anfangs waren daher meine Möglichkeiten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten doch eher etwas beschränkt. Nachdem mich ein Shuttle vom Aiport aus direkt an meinem Hotel abgesetzt hatte, machte ich mich tatkräftig auf die Suche nach einer Wohnung. Als Visitor-Guest-soandso-Student hatte ich nämlich weder ein Anrecht auf campuseigene Wohnung, noch durfte ich ins International House, in dem sonst ausländische Studenten zunächst einmal unterkommen. Was ich aber hatte war eine Liste mit Wohnungen für ausländische Studenten vom English Language Program.
    Das paar Schuhe, das ich während den nächsten anderthalb Wochen verlatscht hab, besitze ich immer noch, aber ich bezweifle, dass ich die wieder mit nach Deutschland nehme.
    Eines der Zimmer die ich in Aussicht hatte, war bei einer älternen Dame, direkt in den Berkeley Hills, also keine 5 Minuten vom Campus. Das Zimmer gefiel mir, ich hätte lediglich ein Badezimmer mit einem Französischen Studenten teilen müssen. Das Mobiliar war für amerikanische Verhältnisse antik (also 30 Jahre alt) und ich hätte einen eigenen Balkon gehabt. Leider kommte die Hausherrin die im Erdgeschoss wohnte, keine direkte Zusage machen, da ein anderer Neuankömmling sich auch schon für den Raum interessiert hatte. Ich versprach also sie abends zurückzurufen und machte mich wieder auf die Suche. Nur so zur Sicherheit. Ich brauche wohl nicht ausdrücklich zu erwähnen, dass ich das Zimmer natürlich nicht bekam, er dauerte zwar noch zwei Tage, bis dieser andere Student die gute Frau zurückgerufen hatte, aber sie wollte partout ihre Zusage an ihn nicht zu meinen Gunsten widerrufen.
    Nundenn, eine mögliche Wohnung abgehackt, 999 to go.
    Ich hätte beinahe sogar ein Kammer bei einer asiatischen Familie genommen. Kammer war eigentlich zuviel gesagt. Es war ein Eckchen in der Waschküche der Familie. Neben Waschmaschine, Wäschetrockner und einem Regal voll mit dem orientlichen äquivalent des Birkenfelder Heimatkalenders, hätte ich hausen dürfen. Mein Schreibtisch stand in der Garage, die nur durch einen Vorhang von dem Zimmer abgetrennt war. Zugegebenerma$ligsz;en, es war billiger als die anderen Zimmer, aber so billig nun auch wieder nicht. Ich verabschiedete mich mit einem freundlichen "I'll phone you back in the next hour, if I take it." und meldete mich nicht wieder. Die eine Stunde zum Nachdenken, die ich mir ausgehandelt hatte, brauchte ich wirklich nicht.
    Langsam wurde ich verzweifelt. Doch gerade in diesem Moment fiel mir etwas auf. Ich hatte einen die ganze Zeit über einen kleinen Teil meiner Liste ignoriert. Dieser Teil war mit "Albany" überschrieben, einem der nächsten Nachbarorte. Auf der Karte, die man mir mit der Liste mitgegeben hatte, sah es war den ersten Blick so aus, als würde Albany meilenweit von Berkeley entfernt liegen. Tatsächlich sah ich aber nun, dass Teile von Albany so nahe liegen, dass die Straßen direkt ineinander übergehen. Eine der Adressen auf meiner Liste war sogar weit näher in Richtung der Universität gelegen als so manche Wohnung, die ich mir in den letzten Tagen angesehen hatte. Ich warf also zum siebten oder achten mal an diesem Tag einen Quarter und einen Dime in ein Public Phone und wählte die angegebene Nummer.
    Wie sich jeder vorstellen kann war ich ziemlich müde und erschöpft. Das mag wohl ein Grund gewesen sein, warum mein Akzent unüberhörbar war. Ein anderer war auf jeden Fall, dass mein Englischunterricht auf dem Gymnasium schon ziemlich lange her war, und dass Fremdsprachen mir nie gut gelegen hatten.
    "Hello,", nuschelte ich also in das Telefon, "Du yu schtill haff SSis room for rent fri."
    "Oh, yeah. Where are you from?"
    "Dschörmäny.", antwortete ich und warte darauf, wie so oft an dieser Stelle eine Absage zu bekommen.
    "Ja, dann können wir ja Deutsch reden. Ich bin die Ute."
    Tatsächlich hatte man mich an eine Deutschamerikanische Familie vermittelt. Ute war vor ein paar Jahren zum Studieren hierher gekommen und hatte hier ihren Mann Ted lennengelernt und mit ihm eine Familie gegründet. Ich kam noch am selben Abend vorbei und sah mir das Zimmer an. Es hatte den für einen Mathematikstudenten so notwendigen großen Schreibtisch und zwei lichthelle Fenster. Ein paar Tage später machten wir die Sache entgültig fest und ich bezahlte die erste Miete im voraus. Ich nahm das Geld am nächsten Geldautomaten ab machte mich auf den Weg nach Albany. Das war schon ein seltsames Gefühl, so mit 500 Bucks in der Hemdtasche. Plötzlich schien jeder um mich herum ein potenzieller "bad guy" und Halunke zu sein. Glücklicherweise musste ich keinen allzugrossen Weg zurücklegen, um endlich das Geld abzuliefern. Als ich dann bezahlte, stellte ich fest, dass der Geldautomat mir nur Zwanziger gegeben hatte. 25 Zwanziger. Man sagte mir, das sei hier aber so üblich. Gleich am nächsten Tag eröffnete ich ein Konto bei einer hiesigen Bank und bezahlte meine Miete fortan nur noch mit Schecks. Natürlich lief die Kontoeröffnung auch nicht ohne Komplikationen ab, aber dazu später mehr. Am nächsten Ersten zog ich dann also ein, um endlich ein Hotel hinter mir zu lassen, von dem ich aus gutem Grund nicht viel berichtet habe.

    Lesen Sie das nächste mal:
    • die Tücken ein Konto in den USA zu eröffnen. (Sozialversicherungsnummer - was ist das denn???)
    • Alexander lebt sich bei "seiner" Familie ein und lernt Omi kennen.
    • Die Super-Salat Anekdote.
 
mailto: Alexander Dreyer mailto: Jens Heidrich